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Schieck fliegt zu WM Silber

So, 06. Aug 2023

Segelkunstflug Weltmeisterschaft in Torun/Polen

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Wolfgang Schieck vom SFZ Königsdorf vor seinem Swift bei der Segelkunstflug Weltmeisterschaft in Torun (Foto: Gisbert Leimkühler)

Vom 26. Juli bis 6. August trafen sich die weltbesten Segelkunstflieger aus elf Nationen im polnischen Torun zur Segelfkunstflug Weltmeisterschaft. Wolfgang Schieck vom Segelflugzentrum Königsdorf flog dabei in der Einzelwertung auf den fünften Platz und in der Mannschaftswertung wurde er gemeinsam mit Michael Spitzer zweiter und erreichte damit seine bisher persönlich besten Platzierungen bei Weltmeisterschaften. Insgesamt waren in zwei Wertungsklassen 45 Piloten am Start. Genutzt wurden speziell für den Kunstflug konstruierte Segelflugzeugen wie Swift und Fox.

Misslungene Generalprobe, geglückte Premiere

Bei dem ersten zu fliegenden Flugprogramm, dem sogenannten Free-Known Programm, bei dem fünf festgelegte Figuren mit fünf selbst gewählten, aber gewissen Regeln der Schwierigkeit genügenden Figuren, zu einem möglichst flüssigen Programm zusammengefügt werden müssen, landete Schieck auf einem guten 6. Platz. Erleichtert war Schieck, dass die schwierigste Pflichtfigur geklappt hat, die ihm bei der Generalprobe noch misslungen war. Aus dem Rückenflug mit ca. 270 km/h und mit 5g, der Pilot wird also mit der fünffachen Erdanziehungskraft belastet, in die Senkrechte drücken, dann in der Senkrechten eine Viertelrolle fliegen und dabei den Flieger so sauber und ohne jedes seitliches Schieben in den Himmel stellen, dass er beim rückwärts Fallen über den Rücken umschlägt, ein sogenanntes Weibchen. Danach soll die Flugzeugspitze wieder nach unten zeigen, ohne dabei seitlich wegzudrehen.

Nur vier Wertungsflüge möglich

Aus Wettergründen konnten insgesamt nur vier der maximal sechs Programme geflogen werden. Der spätere Weltmeister Maciej Pospieszynski aus Polen begann gleich mit drei Tagessiegen bei den ersten drei Wertungsflügen. Wolfgang Schieck belegte bei den beiden folgenden unbekannten Programmen die Tagesplätze sechs und vier. Diese Programme darf keiner darf üben, sie werden am Tag vorher erst veröffentlicht und alle Teilnehmer müssen bis zu ihrem Wertungsflug am Boden bleiben. Der starke Wind stellte die Piloten vor größere Herausforderungen, um nicht aus der vorgegebenen Kunstflugbox herausgetrieben werden. Die Kampfrichter sitzen am Boden, 500 m neben der sogenannten Kunstflugbox und bewerten alle Flüge, ähnlich wie beim Eiskunstlauf. Diese virtuelle Kunstflugbox erstreckt sich über 1000 m mal 1000 m und beginnt in 200 m über dem Flugplatz und endet in 1200 m. Markierungen am Boden zeigen die seitlichen Begrenzungen, die Flughöhe liest der Pilot auf seinem Höhenmesser ab. Ob sich das Flugzeug innerhalb der Box bewegt, wird elektronisch überwacht. Wer sie verlässt, bekommt Strafpunkte, wer deutlich zu tief kommt, wird sogar disqualifiziert. Am zweiten Tag ist Schieck die letzte Figur, ein Rollenkreis (man fliegt gleichzeitig einen Kreis und dabei eine Rolle um die Längsachse) etwas missglückt. Aus der Figur vorher mit sehr viel Geschwindigkeit kommend, ist ihm das Flugzeug ca. 50 m hochgestiegen, wobei die Figur idealerweise in einer Ebene geflogen hätte werden sollen. "Das hat reichlich Punkte gekostet. Um so mehr bin ich mit meinem sechsten Tagesplatz sehr zufrieden", kommentiert Schieck das Ergebnis.

Gerissene und gesteuerte Rollen

Der 62-jährige ehemalige Lufthansa Kapitän erklärt die Kunstflugfiguren für Laien: "Man unterscheidet gesteuerte und gerissene Rollen. Bei den gesteuerten rollt das Flugzeug wegen der Ruderausschläge am Flügel um seine Längsachse. Am elegantesten sieht es aus, wenn dabei so geflogen wird, dass die Längsachse genau ihre Richtung beibehält. Ganz anders die gerissenen: Für diese wird mit einem plötzlichen und schnellen Höhenruderausschlag der Anstellwinkel des Flugzeuges so erhöht, dass maximaler Auftrieb an den Flügel entstehen könnte. Gleichzeitig wird aber durch Eingabe von Seiten- und Querruder bewirkt, dass dieser maximale Auftrieb nur an einem Flügel entsteht, während am anderen die Strömung abreißt. Also ein Flügel mit maximalem Auftrieb und der andere ganz ohne. Das bewirket eine sehr hohe Rollrate, etwa doppelt so schnell, wie bei den gesteuerten Rollen, aber auch hohe Belastungen für Pilot und Flugzeug. In kaum zwei Sekunden dreht sich das Flugzeug einmal um sich herum. Die eigentliche Kunst dabei ist, diese Rotation genau zu stoppen, denn für jede 5 Grad zu früh oder zu spät wird von den Schiedsrichtern einer der maximal 10 Bewertungspunkte abgezogen."

Mit Tagesplatz sieben am Ende auf Einzelrang fünf und zu Mannschaftssilber

Am Freitag, dem letzten möglichen Wertungstag mussten die Piloten sehr lange warten, bis der Wind endlich unter 36km/h (10 Meter pro Sekunde) gefallen war, damit gestartet werden konnte. Mit einem soliden Flug platzierte sich Schieck auf Tagesplatz sieben und hielt seinen fünften Gesamtrang. Michael Spitzer holte die Bronzemedaille und zusammen holten die beiden Mannschaftssilber für Deutschland, hinter dem polnischen Team und vor den Franzosen.

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