Im Rausch der GeschwindigkeitDo, 22. Mai 2014
Benjamin Bachmaier und Vincent Heckert fliegen Deutschen Segelflugrekord. In der Segelflug Bundesliga läuft es momentan für die Piloten des Segelflugzentrum Königsdorf eher bescheiden, da pünktlich zum Wochenende im Königsdorfer Flugrevier meist schlechte Flugbedingungen herrschen. In dieser Woche dagegen herrschten teilweise sehr gute Bedingungen. Diese nutzten letzten Dienstag Benjamin Bachmaier und Vincent Heckert zu einem Rekordflug im Doppelsitzer.Morgens noch Schule und Uni, nachmittags zum RekordDer Wetterbericht für Dienstag prognostizierte sehr gute thermische Flugbedingungen, vor allem in den Ostalpen. Da Benjamin Bachmeier vormittags noch durch Studium und Vincent Heckert durch die Schule verhindert waren, hatten sie beide nicht die Möglichkeit einen sehr großen weiten Flug zu planen. So entstand die Idee den Tag für den Versuch eines deutschen Geschwindigkeitsrekord zu nutzen. „Normalerweise versuchen wir ja immer den gesamten Tag zu nutzen, um möglichst viele Kilometer zu fliegen. Dabei finden wir anfangs natürlich immer nur recht schwache Thermik vor, so dass normalerweise an Geschwindigkeitsrekorde nicht zu denken ist“, erläutert Pressesprecher Mathias Schunk die Situation. Durch den späten Start um kurz vor 13 Uhr konnten Bachmaier und Heckert gleich zu Beginn des Fluges mit starken Aufwinden rechnen. Nach dem Abflug über dem Alpamare in Bad Tölz flogen sie Richtung Hirschberg. Hier stiegen sie in ihrem ersten „Bart“, wie die Segelflieger die thermischen Aufwinde nennen bereits mit über drei Meter pro Sekunde, was mehr als die Geschwindigkeit in einem Fahrstuhl entspricht, bis auf 2800 Meter Flughöhe. 500 Kilometer ZielrückkehrflugDer weitere Flugweg führte das Team in dem vereinseigenen Segelflugzeug vom Typ Arcus über den wilden Kaiser zum Steinernen Meer und weiter Richtung Dachstein. Von hier aus ging es in die Eisenerzer Alpen, wo sie den im Flugdatenrekorder deklarierten Wendepunkt am Wildfeld, 255 Kilometer vom Alpamare entfernt, nach zwei Stunden und 13 Minuten umrundeten. „Die Wendepunktumrundung war ein wenig schwierig, da genau hier die Sonneneinstrahlung sehr stark durch große Wolkenfelder eingeschränkt war“, berichtet hierzu Vincent Heckert. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag zu diesem Zeitpunkt bei 115,1 km/h und somit bereits um gut elf km/h über der aktuellen Rekordgeschwindigkeit des zwei Jahre alten Deutschen Klassenrekords in der Kategorie „Geschwindigkeit über 500 km Zielrückkehrstrecke“, der angepeilt wurde. Der Rückweg erfolgte mehr oder weniger auf der gleichen Route wie am Hinweg, wobei die Durchschnittsgeschwindigkeit in der immer besser werdenden Thermik immer weiter stieg. „An den Leoganger Steinbergen versperrte uns leider ein, zu diesem Zeitpunkt für Segelflugzeuge gesperrter militärische Luftraum den direkten Weg, so dass wir hier ein Umweg, weg von der guten Thermik machen mussten, was uns ein paar wertvolle Minuten gekostet hat. Als wir aber am wilden Kaiser in unserem letzten Aufwind bis auf 2700 Meter gestiegen waren, wussten wir, dass es reichen würde“, beschreibt Bachmaier den letzten Teil des Fluges. Nach 4:14:52 Stunden erreichte das Gespann wieder den Start- und Zielpunkt am Alpamare, womit ein neuer Deutscher Klassenrekord mit 120,1 km/h aufgestellt worden war. Herbert Weiß verfehlt Geschwindigkeitsrekord knappHerbert Weiß, war auf ähnlicher Routenwahl zwischen Füssen und Dachstein unterwegs. Er versuchte den bestehenden Klassenrekord, ebenfalls über die 500 km Zielrückkehrstrecke in der Rennklasse, für Flugzeuge bis 15 Meter Spannweite, zu brechen. Weiß lag in seiner ASW 27 während des gesamten Fluges immer knapp über der notwendigen Geschwindigkeit von 114 km/h, durfte aber gegen Ende des Fluges keinen schwachen Aufwind mehr annehmen, ohne den Rekordversuch zu gefährden. Leider fand er aber nach dem wilden Kaiser auf dem Weg über das hintere Sonnwendjoch Richtung Karwendelgebirge keine stark genügenden Aufwinde. „Ich war zu diesem Zeitpunkt zwei km/h unter die Rekordgeschwindigkeit gefallen, so dass ich keine Chance mehr sah, da weiter nach Westen leider die Wetteroptik auch nicht gut aussah, um die Geschwindigkeit nochmals zu steigern“, kommentierte Herbert Weiß bereits über Flugfunk die Entscheidung am Wank den Rekordversuch abzubrechen und nicht weiter zum Zielpunkt Richtung Füssen zu fliegen. Neben weiteren Königsdorfer Piloten war am Dienstag auch Mathias Schunk gemeinsam mit Andreas Gesell in einem weiteren Doppelsitzer vom Typ Arcus unterwegs. Sie waren bereits um kurz nach zehn gestartet und landeten nach neuneinhalb Stunden Flugzeit und 933 Flugkilometer wieder in Königsdorf. Schunk übernimmt damit in der europäischen Streckenflugwertung, in der die besten sechs Flüge zählen und welche über die ganze Flugsaison läuft, die momentane Führung. |
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