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Vier Segelflug Rekorde

Do, 03. Mai 2012

Der Fön am vergangenen Wochenende führte die Piloten nicht nur zu einem grandiosen Rundensieg in der Segelflug Bundesliga, sondern brachte am Sonntag auch noch zwei Deutsche Klassenrekorde und zwei Europarekorde für die Segelflieger vom SFZ Königsdorf.

Gerd Heidebrecht und Mathias Schunk fliegen in jeweils 14 Stunden Rekordflüge

Die beiden frischgebackenen Rekordpiloten vom SFZ Königsdorf: Gerd Heidebrecht (im Flugzeug sitzend) und Mathias Schunk

Im Gegensatz zu normalen Flügen, die die Segelflieger mit Hilfe der Thermik durchführen, wo sie an sehr guten Tagen frühestens gegen halb zehn starten können, weil vorher die Sonne noch nicht genügend Kraft hat, um die Thermik zu erzeugen, ist an Tagen, wie am vergangenen Wochenenden, wo der Fön Wind die Auftriebsquelle für die Piloten darstellt, lediglich das Tageslicht der limitierende Faktor, da der Wind Tag wie Nacht weht. Um die maximal mögliche Flugzeit zur Verfügung zu haben, hoben pünktlich mit Sonnenaufgang um 6:00 Uhr die beiden Langstreckenspezialisten Mathias Schunk und Gerd Heidebrecht hinter den von Sepp Eberl und Christian Ponradl geflogenen Schleppflugzeugen ab. Kurz nach dem Abheben konnte das Quartett dann die aufgehende Sonne im Osten bewundern, „ein phantastischer Anblick“, war dann auch im Flugfunk zu hören. Da das gute Windsystem, wo der Südwind senkrecht zu den Bergzügen weht und somit den optimalen Aufwind liefert ab dem Inntal zu erwarten war, schleppte man bis nach Mittenwald, wo beide in 2500 Meter Höhe ausklinkten. „Der Abflugpunkt für einen deutschen Klassenrekord muss in Deutschland liegen“, erklärt Gerd Heidebrecht (54) die Wahl des in dem Flugdatenrekorder, der den ganzen Flug mit Hilfe von GPS Daten aufzeichnet, gespeicherten Abflugpunktes.

Einer flog nach Westen, der andere nach Osten

Von hier an trennten sich allerdings die Flugwege der beide. Während Gerd Heidebrecht seinen ersten Wendepunkt am Schneeberg am Ostende der Alpen anflog und so vom Wettersteingrat Richtung Nordkette, nördlich von Innsbruck flog, flog Mathias Schunk entlang des Inntals Richtung Westen bis ein Stück hinter den Arlberg, um daraufhin ebenfalls ans Ostende der Alpen zu fliegen. „Aufgrund des Bundesligafluges vom Vortag merkte ich jedoch recht bald, das ich nicht Vollgas geben konnten, denn die Turbulenzen aufgrund des starken Windes waren doch, wie am Vortag wieder recht stark, so dass ich von Anfang an mit angezogener Handbremse geflogen bin, um auch körperlich durchzuhalten, weil es ja ein sehr, sehr langer Tag werden würde“, berichtet Schunk vom Flug. Das Windsystem hatte sich optimal ausgebildet und so konnten beide problemlos entlang der jeweils quer zum Wind stehenden Bergzüge fliegen. Während Heidebrecht sich für das Salzachtal entschied und teilweise in Leewellen bis auf über 5000 Meter Höhe stieg, flog Schunk entlang des Wilden Kaisers über die Leoganger Steinberge und Steinerne Meer immer im Hangrelief Richtung Dachstein, wo sich die Kurse wieder trafen.

Königsdorfer Treffen nach vier Stunden in der Luft bei Liezen

Um 9:15 Uhr wendete Heidebrecht am Schneeberg und hatte da bereits 375 km zurückgelegt. Über den Hochschwab und die Eisenerzer Alpen ging es dann für ihn wieder auf Westkurs, wo sich die beiden Königsdorfer bei Liezen entgegenkamen. Ein kurzes Flächenwackeln zur Begrüßung und ein Gruß über Funk und weiter ging der Flug für beide weiter Richtung der jeweiligen zweiten Wende. Während Schunk an der Rax, mehr oder weniger an der gleichen Stelle wie Heidebrecht wendete, flog Heidebrecht zu seiner zweiten Wende am Gerlos und von da aus zurück zur Rax. Schunks dritte und letzte angemeldete Wende lag etwas nördlich von Bludenz im Vorarlberg, welche er bereits um 15:45 Uhr erreicht hatte. „Von hier aus hätte ich nur noch nach Hause, nach Königsdorf fliegen müssen, um den angemeldeten Flug von 1114 km zu vollenden. Aufgrund der Tatsache, dass aber noch viereinhalb Stunden Tageslicht zur Verfügung standen, habe ich den Flug noch um zwei weitere Wendepunkte verlängert“ berichtet Mathias Schunk. Auch Heidebrecht verlängerte seinen Flug nochmals um zwei Schenkel, da auch er frühzeitig seine angemeldete Strecke von 1281 km mit Zielpunkt an der Zugspitze vollendet hatte.

Europarekorde in der 15-Meter Klasse

Abends landeten beide kurz vor Sonnenuntergang um 20:15 Uhr nach jeweils etwas mehr als 14 Stunden Flugzeit, wo bereits ein großes Empfangskomitee auf sie wartete. Das hatte es noch nie gegeben, dass zwei Piloten in Königsdorf gleichzeitig Europarekorde und deutsche Klassenrekorde flogen: So erzielte Gerd Heidebrecht den deutschen Klassenrekord über ein angemeldetes Vieleck über drei Wendepunkte in der 18-Meter Klasse, für alle Flugzeuge mit maximal 18 Meter Flügelspannweite, mit 1281 km Flugdistanz und Mathias Schunk erflog einen Europarekord in der gleichen Disziplin mit 1114 km in der 15-Meter Klasse. In der Kategorie freier Flug über drei Wendepunkte schraubte Heidebrecht die deutsche Bestmarke in der 18-Meter Klasse auf 1384 km, während Schunk in der 15-Meterklasse nun Europarekordinhaber mit 1222 km ist.

Heidebrecht fliegt 1746 Kilometer im antriebslosen Flug

Zusätzlich gelang Gerd Heidebrecht mit 1746 km in der inoffiziellen Kategorie über sechs Schenkel der weiteste Segelflug, der jemals in Europa absolviert wurde. Dies wiederum gelang Schunk mit seinem Flug, er brachte es über sechs Schenkel gerechnet auf 1486 km, für Flugzeuge der 15-Meterklasse. „Die Wetterlage war allerdings auch ziemlich einzigartig“, resümierte Heidebrecht am Abend, der solche Flüge im reinen Windsystem schon des Öfteren unternommen hatte und nun der erste Segelflieger Europas ist, der die 1000 Meilen Marke im reinen Segelflug übertroffen hat.

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