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Segelflugzentrum Königsdorf – ein halbes Jahrhundert Erfolgsgeschichte

So, 25. Apr 2010

Im Jahre 1959 machten die Segelflieger um Erhard Samper und Fritz Kraatz nach mehrjähriger Suche nach einem geeigneten Segelfluggeländes unter abenteuerlichen Bedingungen die ersten Probestarts auf nassen Streuwiesen am nördlichen Rand der Königsdorfer Filz, dem Gelände, das man heute als Segelflugzentrum Königsdorf kennt.

Die ersten Starts fanden genau vor 50 Jahren statt

Erste Pachtverträge mit Grundeigentümern wurden abgeschlossen, umfangreiche Drainage- und Erdarbeiten in Angriff genommen.

Erster offizieller Start vor 50 Jahren

Die erste Startwinde Marke Eigenbau...
...und die heutige Elektrowinde


Im Frühjahr 1960 hielt der damalige Vereinsvorsitzende Fritz Kraatz die Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr in Händen, zunächst befristet auf ein Jahr. Sie musste zunächst jährlich verlängert werden, weil hier eine Autobahnverbindung Salzburg – Kempten geplant war. Mit den ersten 24 Grundbesitzern wurden Pachtverträge abgeschlossen. Am 23.4.1960 konnte dann der erste offizielle Start auf dem Segelflugplatz durchgeführt werden. Im ersten Jahr konnte wegen Nässe nur an vier Tagen geflogen werden, am Standplatz der Winde in Richtung Wald stand das Moorwasser knöcheltief. Auch 1961 gab es nur sechs Flugtage und 1962 fiel der Flugbetrieb buchstäblich ganz ins Wasser.

Abenteuer pur

Mit viel Enthusiasmus begannen vor 50 Jahren die Segelflieger die damalige Sumpfwiesen trockenzulegen, damit das heutige Segelflugzentrum entstehen konnte.

Der anfängliche Flugbetrieb wurde unter abenteuerlichen Bedingungen durchgeführt. Die Seile der Startwinde wurden auf einem Schlitten, bestehend aus dem abgeschnittenen Dach eines VW- Käfers, mit Hilfe einer Seilrückholwinde über Sumpf und Matsch zur Startstelle gezogen. Einige Male halfen US-Truppen aus Bad Tölz mit schwerem Gerät aus, damit die Erdarbeiten bewältigt werden konnten. Das Gelände lag damals tiefer, so wie es vom nacheiszeitlichen Wolfratshauser See hinterlassen wurde: tief unten eine wasserundurchlässige Tonschicht, darauf Moorboden mit einer Dicke bis zu 1,5 m.

Gemeinsamkeit macht stark

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...und heute

Nach dem Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München zeichnete sich ab, dass der zentral gelegene Flugplatz Oberwiesenfeld den Baumaßnahmen zum Opfer fallen würde. Drei Segelflugvereine begannen, für ihre Mitglieder und Flugzeuge neue Heimatflugplätze zu suchen. Der Weg führte sie auch in das Königsdorfer Moor, man beschnupperte sich, Interessen wurden aufeinander abgestimmt und 1963 die „Segelflugplatzgemeinschaft Königsdorf GbR“ zum Zweck des Grunderwerbs und Ausbau des Flugplatzes gegründet. Um trotz des jährlich wiederkehrenden Hochwassers von den Sumpfwiesen aus in die Luft zu kommen, wurde 1966 eine 500 m lange und 10 m breite Hartbahn aus Kies aufgeschüttet, 10 cm höher als der höchste von Erhard Samper in den Jahren zuvor gemessene Wasserstand. So entstand der heutige Flugplatz-Weiher. 1969 kam mit einer Piper Super- Cub das erste Schleppflugzeug nach Königsdorf, die erste Flugzeughalle wurde fertig gestellt, ein erster Telefonanschluss verlegt und ein Landefeld von 250 x 50 m ausgebaut und der Flugplatz erhielt endlich die unbefristete Zulassung. Weitere Hallen wurden fertig gestellt und der erste Lehrgang zum Erwerb der Pilotenlizenz wurde durchgeführt. Am 18.Oktober 1969 erfolgt die feierliche Einweihung des Flugplatzes mit Segnung der Flugzeuge auf der Startbahn und einem großen Fest.

Steter sportlicher Aufstieg

1969 fanden die ersten Oberbayerischen Segelflug-Meisterschaften in Königsdorf statt, seither zeigt die sportliche Erfolgskurve der Königsdorfer Piloten stetig nach oben. War es anfänglich Hans Glöckl, der sich auf nationalen und internationalen Meisterschaften vorne platzieren konnte, war es in den neunziger Jahren Walter Sinn, der es in die deutsche Segelflug Nationalmannschaft schaffte. 1996 holten Mathias Schunk und Urs Mahnel erstmals den Titel des Deutschen Doppelsitzer Meisters nach Königsdorf. Mathias Schunk und Armin Behrendt flogen sich nach der Zugehörigkeit zur Junioren Nationalmannschaft auch in die Herren Nationalmannschaft und Schunk startete 2009 erstmals auf der Europameisterschaft, wo er als achter im Vorderfeld landete. Mit Jens Ammerlahn flog im Jahr 2001 auch erstmals ein Königsdorfer auf einer Junioren Weltmeisterschaft mit, was ihm Andreas Lutz 2007 nach machte.

Immer größere Flugstrecken von Königsdorf aus

Auch die Größe der Flugstrecken von Königsdorf nahm stetig zu. Standen bis zum Ende des letzten Jahrtausends noch 800 km als die größte von Königsdorf aus erzielte Strecke, übertraf 2004 Mathias Schunk als erster Pilot überhaupt erstmals die magische 1000 km Grenze im lautlosen Flug bei einem Dreieck mit Startplatz auf der Alpennordseite. Mittlerweile liegt die größte Dreiecksdistanz bei 1067 km und von den bisher insgesamt nur acht Dreiecken größer 1000km von der Alpennordseite, wurden sieben von Königsdorf aus geflogen. Beim Barron Hilton Cup, bei dem die weiteste Strecke innerhalb Europas gekürt wird, finden sich nach dem erstmaligen Gewinn durch Jürgen Wördehoff im Jahre 1984, mittlerweile nicht weniger als acht weitere Königsdorfer Piloten in den Siegerlisten, manche davon sogar mehrfach.

Feier mit den Flugplatzgründern

Die Gründungsmitglieder des Segelflugplatzes mit Bürgermeister Anton Demmel (3. Von rechts) und Flugplatzchef Alico Sternbeck (5. Von rechts)

Von den damaligen gründungsmitgliedern waren bei der Feier am Samstag Alexander Kraatz, Bruno Halamek, Erwin Müller, Hans Ratzek, Norbert Hoffmann und Helmut Hasch, der als einziger heute noch aktiv ist, anwesend. Nach einer gemütlichen Kaffeerunde konnte jeder einen Start im modernen Segelflugzeug machen und sich die Welt von heute aus der Vogelperspektive ansehen. Nach dem Grillfest wurde ein Film aus den Anfangszeiten gezeigt und die heutigen Piloten lauschten gespannt den Geschichten von früher, wie alles anfing.

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