Kopfüber im SegelflugzeugMi, 16. Sep 2009
In Königsdorf gibt es neben den Streckensegelfliegern, deren Ziel es ist möglichst weit und schnell, einzig mit der Kraft der Sonne und ohne Motorkraft zu fliegen, auch eine sehr aktive Gruppe von Kunstflugpiloten, die ebenfalls auf Meisterschaften antreten. Ähnlich wie beim Eiskunstlauf gibt es hier Kür- und Pflichtprogramme, welche die Piloten fliegen müssen.Fünf Königsdorfer qualifizieren sich für die deutsche KunstflugmeisterschaftDie Piloten werden dabei auf 1000 Meter über dem Flugplatz geschleppt und die geflogenen Figuren werden dann von mehreren Kampfrichtern nach Schwierigkeitsgrad und Genauigkeit der Ausführung benotet. Der Kunstflieger muss die Figuren und sein Flugzeug genau kennen, um in jeder Fluglage Herr über sein Fluggerät zu sein und das bei ungewohnten Fluglagen und teilweise sehr starken Beschleunigungen. Jede kleine Unaufmerksamkeit mündet in vielen Fällen schon im Misslingen der jeweiligen Figur, was Abzüge durch die Kampfrichter bedeutet. Der Segelkunstflug hat in Königsdorf eine lange erfolgreiche Tradition. So nahmen mit Helmut Fendt und Roland Bauer bereits zwei Piloten an Weltmeisterschaften teil. Fendt erreichte dabei 1987 den dritten Platz in der Kür. Bauer ist den meisten Besuchern des Königsdorfer Flugfestes ein Begriff, denn dort führt er meist den Segelkunstflug vor. Bayerischen SegelkunstflugmeisterschaftenIn Pfarrkirchen fanden unlängst die bayerischen Segelkunstflugmeisterschaften statt. Mit von der Partie waren fürs Segelflugzentrum Königsdorf Peter Grohe und Sascha Odermann in der Fortgeschrittenen Klasse, sowie Gerhard Teichmann, Ulrich Hülsmann und Wolfgang Schieck in der uneingeschränkten Klasse. Während Schieck eine SZD 59 und Gerhard Teichmann einen Swift, beide Flugzeugtypen aus polnischer Produktion nutzten, flogen die anderen drei Königsdorfer die weltweit einzigartige MÜ 28, eine Eigenkonstruktion der Akaflieg München. Hier haben sich Studenten aus München zusammengeschlossen, die sich neben dem Segelfliegen auch mit der Konstruktion von Segelflugzeugen beschäftigen. Der Erstflug der Mü28 fand bereits im Jahr 1983 statt, seither hat sie bereits an sechs Weltmeisterschaften teilgenommen und wurde dort auch von anderen Nationalteams genutzt. Bis heute ist die Mü28 mit einer maximal zugelassenen Geschwindigkeit von 380 km/h das schnellste Segelflugzeug der Welt. Wolke steht im wegIn der Fortgeschrittenen Klasse belegte Peter Grohe den zweiten Platz und Sascha Odermann den fünften Platz. Odermann hatte bei seinem letzten Wertungsflug Pech, als er an zweiter Stelle der Gesamtwertung liegend sein Programm abbrechen musste, weil sich eine Wolke genau in dem für den Flug vorgesehenen Luftraum, der sich auf ein mal ein Kilometer Bodenfläche, sowie einem Kilometer Flughöhe erstreckt, befand. Er begann zwar entfernt von der Wolke mit seinem Programm, kam aber nach den ersten beiden Figuren leider doch zu nah an die Wolke, so dass er sich aus Sicherheit für einen Abbruch des Programms entschied. Laut Reglement gibt es dafür erhebliche Punktabzüge und alle weiteren Figuren wurden nicht mehr bewertet. Hier fehlte ihm leider die Erfahrung, denn in einem solchen Fall wäre es besser gewesen den Flug gar nicht erst anzufangen und einen erneuten Start hinter dem Schleppflugzeug zu machen, um so die Wertung nicht zu gefährden. Trösten konnte sich der Boeing 737 Pilot allerdings damit, dass er, ebenso wie Grohe für die nächstjährigen Deutschen Segelkunstflugmeisterschaften qualifiziert ist. Knapp am Treppchen vorbeiIn der unbeschränkten Klasse, bei der alle Flugfiguren erlaubt sind, belegte das Königsdorfer Trio Gerhard Teichmann, Ulrich Hülsmann und Wolfgang Schieck die Plätze vier, fünf und sechs und flogen damit knapp am Siegerpodest vorbei. Sieger wurde der momentan beste und erfolgreichste Kunstflugpilot Deutschland Markus Feyerabend aus Weilheim. Gefreut hat sich das Königsdorfer Trio trotzdem, denn auch sie sind alle für die Deutsche Segelflugkunstflugmeisterschaft im nächsten Jahr qualifiziert. |
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